Der Fluch der Informatiker
Was schießt dir zuerst durch den Kopf, wenn du an einen Informatiker denkst?
Der macht doch irgendwas mit Computern.
Stimmt. Wer allerdings Computer aus dem Fenster wirft, macht gewissermaßen auch etwas mit Computern.
Als Informatiker, besonders in der Softwareentwicklung, löst man täglich komplexe Probleme. Dafür wurde man ausgebildet. Doch nun kommen einige Personen auf die Idee, dass ein Informatiker doch auch einen Computer reparieren kann. Die Festplatte tauschen, den Arbeitsspeicher wechseln, ein Netzwerk aufbauen.
Was allerdings viele häufig nicht bedenken ist, dass ein Informatiker nicht die komplette Palette der Computertechnik gelernt hat und beherrscht.
Das Stichwort hierzu lautet Spezialisierung. Vermutlich kann keiner (oder nur sehr wenige) auf allen Gebieten der IT ein Experte sein. Denn die Gebiete umfassen derartig viel Wissen, dass man sich zwangsläufig spezialisieren muss.
Berufe in der IT – Etwas mit Computern
Viele Menschen wissen bereits, dass es in der IT unterschiedliche Komponenten gibt. Rechner, Netzwerke, Software, Hardware, Speicherlösungen, …
Nun kann man sich vorstellen, dass beispielsweise eine Software ein komplexes Konstrukt ist, welches aus vielen Zeilen Text (nicht selten mehrere Zehntausend) besteht. Doch es ist nicht nur der reine Quellcode an sich, aus dem eine Software besteht. Es gehören auch Ablauffolgen dazu, welche sich eine Person ausgedacht hat. Hierzu geht man einen komplexen Prozess durch, der schlussendlich zu einer Definition der Software führen soll.
Jetzt denken wir an ein Netzwerk. Ein Netzwerk besteht nicht nur aus Computern, sondern auch aus Geräten, die zum Betrieb vorhanden sein müssen. Dazu gehören (insbesondere im Heimnetz) der Router, ein DNS-Server und ein DHCP-Server. Letzterer kann weggelassen werden, jedoch müssen IP-Adressen dann manuell zugewiesen werden. Damit man ein Netzwerk sinnvoll aufbauen kann, benötigt man also ein Verständnis über all diese Komponenten.
Zu guter letzt denken wir noch an einen Computer. Er besteht aus Arbeitsspeicher, Festplatte, Prozessor und vielen weiteren Komponenten. All diese Komponenten müssen in einen vernünftigen Einklang gebracht werden. Dazu gehört es unter anderem, dass man die einzelnen Module aufeinander abstimmt. Denn fügt man seinem Computer ohne Nachdenken Module hinzu, kann die Kommunikation zwischen diesen Modulen unter Umständen nicht optimal sein. Das würde deinen Computer langsam machen, so dass er nicht sein volles Potenzial ausschöpfen kann.
Aufgabenverteilung in der IT
Da ich nun einen Ausschnitt der Aufgaben aus dem IT-Bereich aufgezählt habe, möchte ich nun etwas Licht ins Dunkle bringen, wenn es um die einzelnen Berufe geht.
Grob gesagt kann man die oben genannten Aufgabenbereiche den folgenden Berufen zuordnen: Softwareentwickler (auch Software Engineer), Systemadministrator und IT-Systemelektroniker.
Jeder Beruf ist im Bereich der IT spezialisiert und erfüllt seine jeweiligen Aufgaben. Denkbar ist es dabei natürlich, dass sich unterschiedliche Bereiche überschneiden und/oder dass eine Person sich auf einem anderen Gebiet auskennt.
Fatal ist es allerdings, all diese Berufsgruppen in einen Topf zu werfen unter der Überschrift Informationstechnologie. Denn ein IT-Systemelektroniker wird wohl kaum einem Softwareentwickler nach der Ausbildung das Wasser reichen können. Ebenso kann ein Softwareentwickler nicht ohne zutun genauso gut auf dem Gebiet der Netzwerke sein, wie ein Systemadministrator.
Unterteilung in Untergruppen
Damit es nun nicht all zu langweilig wird, unterscheiden wir nochmals innerhalb einer Berufsgruppe. Konkret möchte ich den Beruf des Softwareentwicklers nochmal unterteilen. Ich selbst arbeite in der Softwareentwicklung, weshalb ich aus diesem Bereich einige Informationen einfließen lassen kann.
Im Alltag werden unterschiedliche Arten von Software genutzt. Auf dem Smartphone nutzt man Apps, auf dem Desktop-PC Programme oder Spiele und im Web findet man Web-Applikationen vor. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie werden von Menschen entwickelt.
Doch hat man einmal hinter die Kulissen geblickt stellt man fest, dass man mit dem Wissen über eine Web-Applikation nicht einfach ein Spiel für den Windows PC entwickeln kann. Der Grund hierfür ist in erster Linie, dass hierfür eine andere Programmiersprache verwendet wird. Doch neben der Programmiersprache gibt es noch einen weiteren entscheidenden Punkt: die Erfahrung.
Hat ein Entwickler jahrelang Web-Applikationen entwickelt und möchte nun ein Spiel für den Windows PC entwickeln, muss er bei 0 beginnen. Grundsätzlich hat er es zwar leichter sich in die andere Umgebung und Programmiersprache einzufinden, jedoch gelten in unterschiedlichen Bereichen verschiedene Muster und Herangehensweisen.
Vergleich mit anderen Berufen
So wirklich einleuchtend klingt die bisherige Erklärung für Außenstehende womöglich noch nicht ganz. Also greife ich auf mein Lieblingsbeispiel zurück: den Handwerker.
Denkt man an einen Handwerker, so sieht man eine Person vor sich, die im Haus Reparaturen ausführen kann oder neue Dinge erschaffen kann. Doch es gibt auch hier unterschiedliche Spezialisierungen, die jedoch vielen Personen sehr geläufig sind beispielhaft: Elektriker, Sanitär, Klima und Maler.
Nun kann man sich das in der IT ähnlich vorstellen. Unter einem Oberbegriff werden unterschiedliche Ausprägungen gesammelt. Der breiten Öffentlichkeit ist oft allerdings nur der Oberbegriff bekannt, weshalb das Verständnis für die einzelnen Ausprägungen oft nicht da ist. Zum anderen liegt es in meinen Augen auch daran, dass sich viele Personen nicht sehr intensiv mit der IT auseinandersetzen, da sie zu wenige Berührungspunkte im Alltag sehen oder ihnen das Thema viel zu komplex erscheint.
Doch ist der Beruf eines Elektrikers einfacher als der eines Softwareentwicklers?
Ich denke nicht. Es ist lediglich eine andere Art der Arbeit. Während der Elektriker nicht selten auch eine körperliche Belastung erfährt, sitzt der Softwareentwickler in seinem bequemen Bürostuhl und erleidet eine starke geistige Belastung. Ich möchte damit nun nicht sagen, dass ein Elektriker keine geistige Belastung erfährt, jedoch ist seine Arbeit nicht ausschließlich darauf beschränkt.
Respekt vor Berufen
Egal wie man es nun dreht und wendet, jeder Beruf bringt seine eigene Art der Belastung mit sich. Für Außenstehende sieht es immer leicht aus, denn sie sehen oftmals nicht, was denn nun alles dahinter steckt.
Bei einer Reinigungskraft denkt man, sie muss nur den Putzlappen schwingen. Doch die körperliche Belastung ist enorm. Ähnlich ist es bei einem Softwareentwickler oder Informatiker. Viele haben den Eindruck, man drückt nur ein paar Buchstaben in den Computer, doch in Wahrheit stecken komplexe Vorgänge dahinter, welche oftmals nicht sichtbar sind.
Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, sich gegenseitig zu respektieren und nicht automatisch davon auszugehen, dass ein anderer Beruf leicht oder gar minderwertig ist.
Wie sagt man so schön?
Jeder trägt seinen Teil dazu bei, um das Rad am Laufen zu halten.
Jedenfalls sage ich das so.
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